Walter Blankenheim

30. August 1926 (Eisenberg/Pfalz) – 11. März 2007 (Saarbrücken)

1926-2007, studierte in Stuttgart bei Prof. Jürgen Uhde und Prof. Vladimir Horbovsky und in Paris bei Prof. Marguerite Long. Weitere Studien unternahm er mit den Pianisten Geza Anda und Wilhelm Kempff. Er gewann Preise und Auszeichnungen bei Internationalen Klavierwettbewerben: Vercelli 1952 (2. Preis), München ARD-Wettbewerb 1952 und 1953 (Diplome), Paris 1953 (Diplom) und Neapel 1954 (1. Preis).

Er war bekannt für seine Interpretationen von W. A. Mozart und J. S. Bach und unternahm mehr als 50 Jahre lang ausgedehnte Konzerttourneen in Westeuropa, Russland, dem Nahen und Fernen Osten, den Vereinigten Staaten und Lateinamerika. Er nahm Werke vom Barock bis zum 20. Jahrhundert mit verschiedenen Rundfunkanstalten auf, darunter der Saarländische Rundfunk in Deutschland. In jüngster Zeit werden einige seiner Aufnahmen (z. B. die 1996 entstandene Aufnahme der Sechs Partiten BWV 825-830) wiederveröffentlicht (Dezember 1996; Tonmeister: Markus Brändle).

50 Jahre Konzerttätigkeit führten Walter Blankenheim nach Europa, Russland, den Nahen und Fernen Osten, nach USA und nach Latein-Amerika. Er konzertierte als Solist, Kammermusikpartner und spielte viele Orchesterkonzerte. Allein in Kolumbien war er mehr als 30mal als Musiker und auch als Lehrer eingeladen gewesen.

Er war Professor für Klavier an der Hochschule für Musik in Saarbrücken/Germany, wo er von 1963 – 1992 eine Klavierklasse leitete. Als Juror in viele Wettbewerbe eingeladen, gründete er 1990, zusammen mit seiner langjährigen Studentin und Kollegin, Prof. Inge Rosar, den Internationalen Klavierwettbewerb J. S. Bach, der 1992 zum 1. Mal in Saarbrücken und seitdem alle 3 Jahre stattfand www.bach-competition.de

War Walter Blankenheim bis zu seinem ca. 50. Lebensjahr als Mozart-Interpret bekannt gewesen, wurde er nun durch jahrzehntelange Beschäftigung mit den Werken von J. S. Bach als Bachspezialist berühmt. Sein Lebenswerk besteht in der Bearbeitung des neutralen Urtextes der Bachwerke für Klavier. Dazu gehört die Verdeutlichung der gegebenen Struktur, welche durch Artikulation und Dynamik unterstützt wird. Auch versah er viele Suitensätze mit Figurationen und Ornamentik.

Zu vielen Konzerten von W. A. Mozart und auch zu Bachwerken komponierte er Kadenzen, welche in den nächsten Jahren, zusammen mit seinen Bearbeitungen der Suitensätze und vielen anderen Werken von J. S. Bach im Verlag La Folia, Sydney (Australien) erscheinen werden. Sein reiches Erbe wird von Prof Inge Rosar und Dr. Kirill Monorosi in Bach-Meisterklassen, Bach-Seminaren und im Erstellen der Notenwerke an junge Musiker weiter gegeben.

Der Reichtum Bachscher Klavierwerke

(Walter Blankenheim, aus dem Programm des Bach-Festivals, 1997, Saarland/Deutschland)

Der Reichtum Bachscher Klavierwerke ist noch immer nicht ausgeschöpft und dies hat Gründe, die tief verwurzelt sind mit der Charakteristik unseres Konzertlebens. Hierzu einige Gedanken:

Der Interpret befindet sich in einem ihm durchaus bewussten Zwiespalt:
Er soll die Musik zum Besten vermitteln – und obendrein, was ihm sicher noch wichtiger ist, sein artistisches Können und sich selbst darstellen. Das Publikum, dieser Gesetzmäßigkeit folgend und gleichsam Richter, fördert durch „kritisches Zuhören“ diesen Prozeß, der bei den Ausführenden zum Prinzip der Konkurrenz führt. Mit anderen Worten: Blick und Ohr des Zuhörers (oft in dieser Reihenfolge) sind wesentlich auf die Person des Spielers und dessen Leistungspotential gerichtet und dieses steht somit zentral im Mittelpunkt des Konzertgeschehens.

Musik wird gleichsam zum Medium, durch welches sich die Person darstellt, statt dass sich die Musik selbst darstellt. Dies gilt von Haydn bis Strawinskij, sozusagen ausnahmslos, wobei die im Konzert „abgestrahlte Persönlichkeit“ des Interpreten zum eigentlichen, mehr oder weniger nachhaltigen Erlebnis wird.

Die Interpretation von Werken Bachs folgt ganz offensichtlich anderen Gesetzen, weil ihr das Spezifikum „Artistik“ abgeht. Der Urgrund Bachscher Komposition scheint die genannten Umstände nicht zu dulden: Der Interpret steht hier – nur und nur – im Dienste des Werkes und sein sonst legitimer Wunsch nach „Selbst-Darstellung“ kann in dieser Musik eigentlich nicht stattfinden, es sei denn, er spielt den Komponisten „falsch“.

Die Bach-Interpretation und deren Aufnahme durch den Zuhörer erfordern somit veränderte Positionen auf beiden Seiten: Der Interpret muss „verstehen“, was er spielt, d. h. er muss den fast völlig neutralen Text erst für sich „bearbeiten“, um ihn sinnvoll spielen zu können. Dieses Verstehen der strukturellen Vorgänge und seine Einfühlung für die musikalisch-inhaltlichen Erlebniswerte und ihre „Energetik“ muss er dem Zuhörer glaubhaft vermitteln. Dieser kann das Werk aber nur dann richtig erfahren, wenn er durch veräußerte Interventionen des Spielers nicht gestört wird.

Der Zuhörer muss direkt konfrontiert sein mit dem Werk, ohne Behinderung durch artistische Neben-effekte, die auf die spielende Person aufmerksam machen. Er ist somit aufgefordert, Musik absolut aufzunehmen – ein gewiss hoher Anspruch!

Bach war ein Mensch aus Fleisch und Blut, im Laufe seines beruflichen Lebens konfrontiert mit den Erfordernissen des Adels und der Kirche, Erfordernisse, die ihm nicht immer bequem waren – dabei Oberhaupt einer Multifamilie.

Die Menge seiner Kompositionen übersteigt jedes Vorstellungsvermögen. Es ist anzunehmen, dass die Niederschrift seiner Kompositionen in gleicher Schnelligkeit erfolgte wie seine Ideen sprudelten – ein Vergleich mit dem Genie Mozarts liegt nahe, beide jedoch im Gegensatz zu Beethoven, der ein Suchender und Ringender der musikalischen Materie war und Zeit benötigte.

Von J. S. Bach darf man sagen, dass er „gesandt“ ist für alle, die Musik hören können und wollen. Für ihn, Bach, war seine Stellung im Protestantismus Luther’scher Prägung zwar vorgegeben, aber nicht richtungsweisend: seine Musik wird in der ganzen Welt gehört, wenn auch zuweilen mit einer Art „Respekt“, die bis zur Distanz führt, aber an der universalen Größe J. S. Bachs zweifelt wohl niemand.

Er ist der Komponist mit der weitesten Zukunft. Die Interpretation seiner Musik ist zu verstehen als “ belebte Struktur“, wobei der individuellen Temperamentslage sicher Raum gegeben ist, ganz persönliche Akzente zu setzen, die da heißen mögen:


Energie und „Relaxing“
Struktur und Gefühl
Historischer Rückblick
Ornamentik
Brillanz und Musizierfreude
Poesie und Klang.

Walter Blankenheim

DISKOGRAPHIE – WALTER BLANKENHEIM

Johann Sebastian Bach
Sechs Partiten

Walter Blankenheim, 1996
Saarländischer Rundfunk
Southwest Broadcasting
Saarbrücken/Germany
Tonmeister: Markus Brändle

Johann Sebastian Bach
Figurationen zu ausgewählten Werken

Walter Blankenheim (1996)
& Inge Rosar (2016)
Saarländischer Rundfunk
Southwest Broadcasting
Saarbrücken/Germany
and in Haus Blankenheim
Tonmeister: Markus Brändle

Johann Sebastian Bach
Französische Suite Nr. 5 G-Dur BWV 816

Walter Blankenheim, 1973
Saarländischer Rundfunk
Southwest Broadcasting
Saarbrücken/Germany

Johann Sebastian Bach
Drei Gambensonaten
BWV 1027, 1028, 1029

Ulrich Heinen, V.Cello
Walter Blankenheim
Saarländischer Rundfunk
Southwest Broadcasting
Saarbrücken/Germany

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Frédéric Chopin
4 Nocturnes

Walter Blankenheim, 1970
Saarländischer Rundfunk
Southwest Broadcasting
Saarbrücken/Germany

Johannes Brahms
7 Klavierstücke op. 116

Walter Blankenheim, 1970
Saarländischer Rundfunk
Southwest Broadcasting
Saarbrücken/Germany

Duo Klavier
Moscheles | Tscherepnin | Tansman

Anne Borg & Walter Blankenheim (1985)
Saarländischer Rundfunk
Southwest Broadcasting
Saarbrücken/Germany
Tonmeister: Markus Brändle

Franz Schubert

Walter Blankenheim

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Wolfgang Amadeus Mozart/Ludwig van Beethoven

Walter Blankenheim

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D. KABALEWSKI
Piano Sonata No. 2 in E-flat Major, Op. 45
Recorded on: 23.9.1964
Walter Blankenheim
Saarländischer Rundfunk
Southwest Broadcasting
Saarbrücken/Germany

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